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Dear Diary Dienstag 19 | Juli | 2022 - von Urlaub & Arbeiten

NOEMA • 19. Juli 2022

Von Urlaub & Arbeiten

Dear Diary,

Jetzt ist es Sommer und ich denke schon seit geraumer Zeit über Urlaub nach.

Weniger darüber wie Urlaub in Zeiten der Pandemie geht, sondern eher wofür wir Urlaub nehmen.

Ich hab gegoogelt, dear Diary und das Wort stammt aus dem althochdeutschen Urloub und bedeutet 'Erlaubnis'.

Die Erlaubnis sich von der bezahlten Arbeit fernzuhalten.
Was anderes als die Brotarbeit zu tun.

Was schönes.

Der Arbeitgeber, oder als Freiberufler wir selbst, erlauben uns also von der Arbeit fern zu bleiben.

Ich ertappe mich dabei mir zu sagen : "Ich wünschte ich hätte Urlaub" oder höre häufig, vor allem jetzt: "Ich brauche Urlaub!"

Verstehe ich.
Aber wofür mache ich Urlaub und wovon?

Ich bin meist 1 mal im Jahr weggefahren max 14 Tage. Da ist Urlaub, da muss ich nicht.. ausser pünktlich zum essen sein wenn ich hungrig bin.

Als Mutter ist das schon wieder anders. Da darf/muss ich auch im Urlaub.

Und der Rest?
Den restlichen Urlaub hab ich dann gern genommen um:

-Die Garage endlich mal zu entrümpeln
-Im Garten mal ordentlich vorwärts zu kommen
-Den Kleiderschrank auszumisten
-Das ewig geplante Gartenprojekt zu machen
- Und und und

Ich erlaubte mir also Urlaub um all die unbezahlten Arbeiten zu machen.

Und war ab Hälfte der Woche immer frustriert weil klar war: ich schaff das was ich geplant hab eh nicht in der mir zur Verfügung stehenden Zeit.
Und zack Urlaub rum!
Unentspannt. Hat nicht gereicht, und jetzt?

Ich will das nicht mehr, dear Diary.

Ich möchte nicht immer erst aufschieben bis zum Urlaub und ich möchte im Urlaub auch anderes tun ausser die andere Arbeit.

Ich will mir die Erlaubnis geben anderes zu machen im Urlaub, Polaroid Momente zu sammeln.
Einfach zu sein.

Und ich möchte dafür nicht auf den Urlaub warten.
Ich will Urlaubsmomente schaffen, dann wenn ich gar keinen Urlaub habe.
Will nicht warten.
Ich will das jetzt, wann immer ich kann und will!

Ich will mir die Eraubnis nehmen mehr als 30 Tage Urlaub zu machen, weil ich Mir Erlaube Momente zu schaffen die Urlaub sind.
Egal wann.
Leben ist jetzt.
Urlaub ist ein Gefühl.
von NOEMA Tine 18. Oktober 2022
Dear Diary, Es gibt so viele Gefühle zu fühlen und anzuschauen. Viele davon sind gern gesehen, gewollt und herbeigesehnt. Freude, Liebe, und Glück zum Beispiel Sie sind leicht und einfach und akzeptiert. Andere sind zwar nicht so geil, aber es liegt großes Potenzial in ihnen. Wie die Wut, Trauer, Angst. Nee, will man nicht wirklich, aber sie werden mehr und mehr akzeptiert, integriert und die tiefliegenden Antriebe darin können zu etwas ganz Großem werden. Dann gibt es aber auch die Gefühle, die haben in dieser neuen, shiny Welt keinen Platz. Sie werden wenn, nur hinterrücks besprochen und meist aus ebenjenem Gefühl heraus. Ich spreche von Missgunst und Neid, dear Diary! Das macht sich nicht gut im eigenen Portfolio, zuzugeben dass man neidvoll ist. Dass man neidisch auf dies und jenes schaut. „Gönn doch! Was bist du nur für eine missgünstige Bitch! Sisterhood, Baby, da hat Neid keinen Platz!!“ Tja, schade dass man die Gefühle nicht so einfach unter Kontrolle bringt, oder? Nur weil ich im Grunde denke: „darüber bin ich lange hinweg, liegt hinter mir, Hab ich nicht mehr,“ heißt es noch lange nicht, dass nicht doch irgendwo dieses hässliche Neidgefühl noch schlummert. Und gerade dann, wo du doch dachtest es lebt nicht mehr in Dir - schnappt es zu! Und das tut richtig weh, Dear Diary! So wollte ich doch gar nie sein. So bin ich doch gar nicht, oder? Hässlich, schwarz, bitter und zähflüssig schmeckt es. Nur schwer verdaulich. Ich hab nun lange drauf rumgekaut, weisst du. Und irgendwann, zwischendrin beim hin spüren und im Kopf jonglieren und Zulassen, hat es sich ins richtige Licht gesetzt: Ich habe den Neid eingeladen mich zu lehren. Mein Neid zeigt mir eigene unerfüllte Wünsche, auf schmerzhafte Weise. Ich habe verstanden dass es nichts mit den Menschen zu tun hat auf die ich bitter blickte, es hat mit einem Sehnen und Fehlen in mir zu tun. Und jeder neidvolle Fingerzeig, zeigt mir eine Stelle, wo ich schauen kann: Was fehlt mir hier? Was Wünsche ich mir? Was brauche ich? Und für mich und meinen Neid, schaue ich dann hin, wo kann ich Schrauben drehen um mein Sehnen zu sättigen? Was darf sich shiften? Wo sind vielleicht Punkte die nicht für mich arbeiten. Und so ist er mir Lehrer und Diener, mein Neid. Und ja, es kekst mich noch immer wenn er so unerwartet draufhaut. Aber es ist ein friedvollerer Keks geworden.
von NOEMA Tine 11. Oktober 2022
Dear Diary, In Flugzeugen steht, man soll sich immer zuerst um sich selbst kümmern, bevor man anderen hilft. Außerhalb von Flugzeugen ist das eine andere Sache. Hier draußen steht nirgends daß es wichtig ist, dich erst um dich zu sorgen und dann um andere. Dass du Dir selbst deine erste Priorität bist, nicht andere. Nicht erst die Belange von Partnern, Kindern, Mama, Papa, Freunden, Kunden, sondern die nach Deinen. Dass Du Dir selbst es wert bist zuallererst zu schauen: - Kann ich das gerade? - will ich das gerade oder überhaupt? - ist das meine Aufgabe - tut mir das gut? - Was tut mir denn jetzt gut? - Was tut mir überhaupt gut? Das fragen wir uns nicht wenn es nun darum geht dass gerade etwas reinkommt was geregelt, angeschaut, besprochen, getan, gelöst sein will und Aufmerksamkeit fordert. Das würde auch viel länger dauern, müsste man sich erst Zeit für die kurze Einkehr nehmen um sich selbst zu fragen, ob das gerade okay geht. Und dann: Darf ich dass denn überhaupt machen? Es nicht tun? Nein Sagen? Es andere machen lassen? Andere in ihrem Zustand sein lassen? Das wäre doch egoistisch. Sich selbst über andere zu stellen. Das wäre doch nicht liebevoll anderen gegenüber. Es wäre doch selbstsüchtig! Es würde mich doch entlarven. Es wäre schlichtweg einfach viel zu unsicher! Für andere da sein. Das ist bekannt. Auch darüber kann man sich den Selbstwert beweisen lassen. Ich bin wert, weil andere das so empfinden! Wie empfindet aber mein Wesenskern das? Und wie empfindet dieser Kern für mich wenn ich nichts für andere tue? Vielleicht ist es Zeit einen Schritt auf Distanz zu gehen von sich selbst. Nur ein Schritt zurück, um sich selbst als Freund betrachten zu können. Sich in diesen hineinfühlen zu können. Um sich selbst wie diesem Freund zu begegnen, wohlwollend, gut meinend. Um innerlich zu lernen, das die Welt gar nicht zusammenbricht, wenn man nach sich schaut zuerst. Um sich hineinzufühlen dass es okayer wird, mit jeder Mini Beobachtung von sich und seinen Reaktionsmustern und jedem Mikrogefühl. Um darin zu wachsen das Selbstwert nicht nur der Kern der Sache, sondern die Sache an sich ist.
von NOEMA Tine 4. Oktober 2022
Dear Diary, Es ist ja schon fast lustig. Ein Insider Gag, immer wiederkehrend: Ich bin nicht gut genug! Doch die Zweifel sind immer genügend vertreten. Das macht sich sehr vielfältig, aber dummerweise immer auf so versteckte Art & Weise bemerkbar. Es ist so als würde mein "Nicht Gut Genug" Muster sich immer neu verkleiden. Und sich diebisch freuen, wenn es mich wieder einmal täuschen kann. -Hinter dem 'Das ist unprofessionell' - versteckt sich mein NichtGutGenug. -Hinter dem 'Du solltest das besser einfach seinlassen.' -Hinter dem 'Du bist nicht konsequent als Mutter'. -Hinter dem 'Er/Sie meldet sich nicht'. -Hinter dem 'Keiner schätzt und sieht was ich tue'. -Hinter dem 'Kaum Resonanz auf meinen Beitrag'. -Hinter dem 'Diese Klamotte würde ich auch gern tragen'. Überall mein NichtGutGenug - Ich könnte das endlos fortführen. Ich bin es auch eigentlich schon leid mein Thema immer wieder vor mir stehen zu haben. Echt jetzt, dear diary! Ist nicht auch irgendwann mal Genug? Und es kostet mich viel Energie immer wieder, bei jedem Treffen mich erneut aufzuregen und zu wehren dass es nun schon wieder soweit ist! Du willst mit mir spielen liebes Muster NichtGutGenug? Fein! Dann aber ab jetzt mit geänderten Bedingungen: -Ich speichere mir jetzt deinen Geruch, dein Gefühl in meinem Körper ab, und wenn du wieder kommst - und egal wie du dich verkleidest - ich übe mich im Dich erkennen! Ich werde mit jedem erneuten Treffen besser darin! -Ich erkenne Dich, ich ertappe mich selbst dabei und ich lache und streichen auf meiner Skala ab, wie schnell und wie einfach ich Dich jetzt erkannt habe. -Jedes Aufeinandertreffen wird ein Gradmesser sein für mein Lernen, mein Wachsen, mein Erkennen! -Ich werde an jedem Scheitern kleine Fortschritte erkennen! -Ich werde dich nicht mehr ablehnen, ich werde mit dir spielen und es wird jedes mal nachher leichter sein weiter zu machen! Ich habe mir und meinem Nicht Gut Genug jetzt was versprochen: Ich akzeptiere Dich als Teil von Mir. Ich akzeptiere es als Teil meiner Entwicklung. Ich akzeptiere Deine Spielfreude. Ich schätze dein unermüdliches Bemühen mich zu lehren.
von NOEMA Tine 27. September 2022
Dear Diary, Manchmal sind die Tage dunkel und dabei ist es egal wie das Wetter vor dem Fenster ist. Die Dunkelheit strahlt von Innen nach Außen. Manchmal ist mein Kopf kein sicherer Ort. Viel zu viel Dunkelheit steckt fest darin. Vergiftet alles. Mein Denken. Meinen Körper. Mein gesamtes Fühlen. Es fühlt sich alles nicht sicher an. So fühle ich besser gar nichts. Ich kenne das schon immer, dear Diary. Diese dunklen, gnadenlosen Wellen. Und sie haben sich mit der Zeit verändert. Früher konnte ich sie immer auf etwas schieben, auf mich, auf Andere: Menschen, Situationen, Umstände. Ich konnte immer die Verantwortung abschieben. Irgendwann jedoch, in einer ebenso dunklen Stunde, wusste ich: jetzt ist der Endpunkt! So geht es nicht weiter. Und auch da hatte ich die Wahl. Ich entschied mich, ohne zu wissen was da kommt, in den Kaninchenbau einzusteigen. In die Kloake abzutauchen. Mit roten Gummistiefeln und Ganzkörper Ölzeugs. Das ist fürchterlich anstrengend, dear Diary! Und es tut auch fürchterlich weh, immer wieder auf der eigenen Scheisse auszurutschen und sich wieder aufrichten zu müssen. Ist gar nicht mal so witzig das alles! Die Sache ist: Ich hätte mich anders entscheiden können. Hätte weiter betäuben können, die Verantwortung wegschicken oder einfach aussteigen können. Ich denke manchmal: Vielleicht wäre das sehr viel einfacher gewesen! Gar nicht erst anfangen mit der Komplettsanierung, gar nicht erst sehen was sich hinter der nächsten Wandschicht verbirgt. Dann müsste ich auch nicht immer wieder über meinen eigenen Mist erneut stolpern. Aber weißt du dea diary, selbst das Stolpern, selbst die dunkelsten Stunden zeigen mir eins: Ich bin immer noch da! Ich versuche es immer noch! Und dafür darf man sich verdammt nochmal selber sehr beglückwünschen! Das immer wieder dunkel werden, das gehört dazu, zum Weg, zum Wandel, zum Wachsen. Und es zeigt dir einfach nur eins: Du stehst nicht still. Du bist dabei. Du gehst weiter. Schätz das an dir selbst! Wertschätze das. Deine Scheiße - Dein Weg. Deine Dunkelheit. Es steckt auch hier Schönheit drin!
von Noema Tine 20. September 2022
Dear Diary, Tschüß Sommer, Hallo Herbst. Hallo schöne Himmel, Hallo farbige Blätter, Hallo auch Eiskalter Wind, Regen und Hallo Erkältungen. Ich habe mir frei genommen, Zeit für mich organisiert. Das geht ganz gut wenn das Kind in die Schule geht. Ein paar Stunden nur ich! Niemandem was bringen, was sagen, zuhören, erinnern müssen! Ein paar Stunden am Tag nur. Eine Morgenroutine machen, die neuen Bücher lesen, baden gehen, gabz in Ruhe! Wie klingt das, dear Diary? Toll, oder? Da habe ich mich seit Wochen drauf gefreut. Ich hab das herbeigesehnt & so gebraucht! Nur diese paar Stunden. Heute ist der erste Tag von den 3 freien Tagen. Heute ist der erste Tag der Erkältung meines Kindes. Hallo Schnupfen, Hallo keine Schule, Hallo keine Alleinzeit. Hallo Herbst. Hallo Frust. Frust dass nicht mal das sein darf, nicht einmal das! Frust dass es wieder einmal an mir hängt, an der Mutter. Frust darüber dass ich so doch gar nicht fühlen sollte, als liebende Mutter! Frust über den Opferstempel in meiner Hand - ich sollte es doch besser wissen! Kackscheisse, dear Diary! Willkommen im Drama Dreieck. Das Ding ist, darf es keine Opfer geben? Darf es kein Gefühl von unfair & ungerecht geben? Sollte ich nicht besser die andere Position einnehmen? Hingabe ans Leben, an die Situation, Lass los? Nö! Ich weiss das alles, ich will darüber aber auch frustriert sein dürfen! Es passieren Sachen, die sind nicht fair! Es ist nicht fair dass so vieles auf weiblichen Schultern alleine lastet. Es ist nicht fair und es dient keinem höheren Zweck oder Sinn! Den Sinn kann ich mir selbst suchen. Ich möchte mir aber von niemandem absprechen lassen: Etwas unfair zu finden, Mal zu jammern, Frustriert zu sein, Hilflos zu sein, Überfordert zu sein, Schlecht gelaunt zu sein. Auch nicht von mir selbst. Es gehört dazu wie jede andere Facette meines Lebens. Und ich will, will, will das jetzt halten können! Damit auch dieser Anteil da sein darf. Leuchten darf & nach getaner Arbeit mit einer Verbeugung von der Bühne tritt. Ist nicht immer alles Kalifornia. Auch als Mama nicht. Gerade als Mama nicht. Und erst baden wir zusammen in Frust, und dann in Kamillentee.
von NOEMA Tine 13. September 2022
Dear Diary, Ich war frei am Wochenende! Frei von Alltag, Sollen und Müssen. Es ging nur um mich und alles was ich mit mir herumtrage. Relief. Erleichternd. Und ich spürte das schon bei der Autofahrt. Je weiter Haus, Kind, Katzen und Alltags toDos hinter mir verschwanden, desto mehr hobem sich meine Schultern. Desto freier konnte ich atmen. Und ich war tief erschrocken über mich, dear diary. Erschrocken weil ich das Wochenende sogar absagen wollte, wegen Terminschwierigkeiten und ich mir dachte: ich brauche das ja eh gerade nicht. Erschrocken darüber wie sehr, sehr, sehr mein Körper und mein Geist sich nun erholen konnten. Wie sehr einfach! Diese Intensität die mir sagte: und wie du das gebraucht hast! Erschrocken darüber wie sehr ich wohl schrumpfe im Alltag. Erschrocken darüber wie ich sein sich anfühlt und wie lange ich das vermisst hatte, ohne das zu überhaupt wissen. Und ist es nicht traurig, dear diary, aus dem Alltag ausbrechen zu müssen damit diese Bretter vom Rücken wegkommen und man wieder aufrecht geht? Ist es nicht traurig, daß oftmals gar nicht zu wissen? Ich möchte einen Alltag und ein Umfeld haben, die mein Ich spiegelt. So einen aus dem man nicht mehr flüchten muss. So einen wo man sich wohl fühlt und immer im Ich Urlaub machen kann. Kann ich das? Darf ich das? Ist das okay so? Ist das egoistisch? Was braucht es um das machen zu können? Um so leben zu können, dear Diary? Zu allererst: Mein Begreifen, mein Fühlen ernst nehmen. Und dann das commitment zu mir selbst. Und nur weil ich etwas für mich tue, tue ich es nicht Gegen jmd anders. Für mich - nicht dagegen.
von NOEMA Tine 6. September 2022
Dear Diary, Ich komme immer wieder an Punkte an denen ich schon mal war. Keine Orte oder Straßen, vielmehr Abzweigungen in meinem Kopf, an denen die Wege schon platt getreten sind. Oftmals stehen auf den Schildern dieser Abzweigungen dann Zweifel und Ängste drauf geschrieben. Meistens gibt es mehrere Möglichkeiten weiterzugehen und anstatt diese eine neue Richtung zu gehen, schaue ich mir die Schilder mit den Zweifeln und den Ängsten an. Und nahezu automatisch finden meine Füsse den Weg der schon so oft gegangen wurde. Und immer wenn ich wieder an der Stelle stehe, dann schimpfe ich mich selbst aus, verurteile mich und ärgere mich, dass ich schon wieder hier bin. Ich ziehe Gedankenkreise im Kopf, dear diary. Und ich will das doch gar nicht mehr! Und dann sagte eine Freundin zu mir neulich: "Jeder Gedanke möchte gedacht werden." Und ich kaute darauf herum. Und ich dachte und fühlte: So wie jedes Gefühl seine Berechtigung und seinen Platz haben darf, so dürfen dass auch die Gedanken. Vielleicht kommen sie immer wieder weil sie nicht zu Ende gedacht wurden? Weil sie weggepackt wurden? Weil sie auch nicht da sein durften? Vielleicht wollen sie auch nur spielen, mit mir trainieren und da sein dürfen. Sind vielleicht gar nicht so schlecht, wie ich von ihnen denke? Ich habe mir vorgenommen die Gedankenkreise etwas leichter zu betrachten. Ist es wirklich wahr dass ich nicht weiterkommen? Also so WIRKLICH wirklich? Genau darauf zu achten wie ähnlich und wie anders sie sind, wenn sie wiederkommen, das will ich jetzt machen. Vielleicht stehe ich jedes Mal ein bisschen näher an der neuen Abzweigung? Vielleicht ist das eine Vorbereitung? Vielleicht darf das sein und einfach Zeit brauchen bis es fertig gedacht und innen fertig gemacht ist? Und vielleicht finden sich dann Auswege, Umwege und neue Wege von allein ein, wenn sie da sein dürfen.
von Noema 30. August 2022
Dear Diary, Die Frauen heutzutage wachsen in dem Sinne heran, allein klar zu kommen. Selber Ausbildung, Beruf oder Karriere zu schaffen. Nicht abhängig zu sein von einem Partner*. Wir schaffen Arbeit, Haushalt, Kind und alles rundherum. Jeden Streit, jede Stimmung stehen wir durch. Die Planung, Geburtstag, Arzttermine, Kind krank, selber krank. Geschenk vergessen? - Schnell eine Alternative suchen, check! Wuppen wir! Und all das, in vielen Fällen: allein. Ich frage mich manchmal ob das schon immer so war, dear Diary? Muss das so? Nein, muss es sicher nicht. Die Sache ist, der männliche Part ist in so vielen Konstellationen rundum wenig bist nicht verfügbar im Alltag. Doch auch dieser Part muss übernommen werden. Wer stützt dich wenn du allein gerade den Zusammenbruch hast? Vielleicht auch wegen dem Partner*? Wer hält dich? Vielleicht bist du eine der Glücklichen die Familie hat die hält. Die hilft. Ich, dear diary, bin eine der Glücklichen die eine Frauen-Familie hat. Frauen um mich die mich begleiten, die mich halten und in der ich meinem Wert begreifen kann indem auch ich gebe und halte. Sisterhood! Verständnis und das Wissen: mit meinem Problem bin ich nicht allein! Reden und Zuhören und da sein dürfen, in Freude, in Verzweiflung und Überforderung. Gönnen und miteinanderfreuen ohne den Neid das für sich haben zu wollen. Hände die helfen. Die Ineinandergreifen, ganz natürlich ohne zu fragen wie. Es ist ein Zuhause sein mit den richtigen Menschen. Es ist ein Gefühl dass man verbunden ist und alles schaffen kann. Weil man plötzlich nicht mehr alleine ist.
von Noema 23. August 2022
Dear Diary, Ich bin ein Geschichten Nerd. Ich liebe sie zu hören, zu sehen, sie zu lesen oder zu schreiben. Schon seit ich ganz klein. Ich liebte nicht nur Geschichten, ich lebte sie. Ich habe die Geschichten in meinem Alltag geholt und erlebte sie da weiter. Ich träumte einmal von Michael Jackson und nach dem Aufwachen weigerte ich mich den Traum zu beenden. Ich nahm in mit. Zwei Tage lang stellte ich ihn mir bei mir vor. Ich war ein fantasievolles Kind. Die traurige Realität ist dann, wenn man in diese Phase übergeht, dieses Erwachsenwerden. Keine Zeit mehr für stundenlange Kindereien. Keine Zeit mehr Geschichten in den Alltag zu holen. Der Alltag lebt dich. Ganz ohne Ankündigung, ohne Zeichen, kommt der Punkt wo du dich in einem Buch, einem Film, einer Serie, einer Geschichte verlierst und du lieber dort als im Hier und Jetzt sein möchtest. Was wenn all die Abenteuer, die Träume, die Liebe immer nur über die Seiten und den Bildschirm erreichbar sind? Was wenn das alles nie echt sein wird? Immer nur eine Geschichte? Ich finde das traurig, dear Diary. Ist das alles so unrealistisch was ich wünsche? Bin ich immer noch das naive Kind? Die Träumerin? Die, die dann schmerzhaft feststellen muss dass es in Wirklichkeit nie so sein wird? Kein Brief aus Hogwarts? K ein Peter Pan durchs Fenster? Kein Vampir der sich in mich verknallt? Kein Lord aus Bridgerton? Kein Kampf um Hawkins, Derry und die Welt? Klar, klingt echt bescheuert. Wach auf, Schätzchen, so ist das Leben nicht! Schade! Ich wünsche mir das so sehr. Immer dann, wenn ich eine Geschichte abschließe, möchte ich nicht das es endet. Ich weine und fange meist gleich wieder von vorne an. Weil ich mich nicht von der Welt dort trennen kann. Weil ich nicht in dieser Welt hier sein möchte. Diese Fluchten sind wohl ein Gradmesser für mich. So sehr ich flüchten will in die Geschichten, so sehr müsste ich meine vielleicht umschreiben. Gibt's dazu auch eine Ausbildung? Kann man das irgendwo lernen? Ich würde mich gern in meiner Geschichte so verlieren, wie in den anderen. Mir erscheint sie meist aber nicht packend genug. Was sagt das aus? Vielleicht sollte ich meine Geschichte so betrachten, als würde ich mich nicht kennen. Als läse ich sie in einem hübschen Paperback, oder eine Netflix Serie. Wie würde meine Geschichte da wohl wirken?
von Noema 16. August 2022
Dear Diary, Ich habe heute viel über Mauern nachgedacht. Als Kind bin ich gern über Mauern balanciert. Besonders spannend waren die, die klein anfingen und immer höher wurden und am ende musste man sich setzen, um herunterspringen zu können. Mauern begrenzen. Markieren Eigentum. Nicht selten werden Mauern einfach so gebaut oder einfach überrannt. Kompliziert wird es, wenn es um die Mauern geht die unsichtbar sind. Mauern von Menschen gemacht. Mauern, deren ende man nicht sieht. Wo man nicht einfach raufklettern und rüberspringen kann. Es sind Mauern aus Schweigen oder aus Worten gebaut. Mehr spürbar als sichtbar. Und wie reißt man die ein, dear diary? Ich wünsche mir das manchmal sehr die Mauern einreißen zu können die zwischen den Menschen stehen. Ich kenne den Schlüssel aber nicht. Manche Mauern sind vielleicht auch einfach nicht dafür gemacht bezwungen zu werden. Und was heißt das dann? Muss man den Menschen aufgeben? Oder läuft man neben der Mauer her? Prüft regelmäßig wie fest sie noch sind. Ob sie runtergefahren wurden. Das schlimme für mich ist: ich stehe vor dieser Riesen Mauer und sehe nichts dahinter, spüre nichts dahinter. Und diese Unsicherheit, das Kalte daran das macht mich so fertig. Vielleicht ist der Trick bei der Sache, so lange das geschickte Mauerwerk zu betrachten, bis sich etwas ändert: Die Mauer selbst, das dahinter, oder ich. Mauernforschen. Vielleicht an sich einen Gedanken wert.
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